3. Mai 2015
Wie schon im Evangelium vom letzten Sonntag, spricht Jesus über seine Beziehung zu uns und unsere Beziehung zu ihm, aber jetzt in einer anderen Bildsprache. „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“, Hat er im Evangelium vom letzten Sonntag gesagt. Es ist das Kennen eines liebenden Menschen, der zu einem anderen sagt: „Ich kenne dich. Ich weiß um dich: wie du denkst, was dich umtreibt, was dich bewegt, deine Sorgen und Freuden. Ich weiß, wie es dir geht, wie du fühlst. Ich kann mich in dich hinein- fühlen.“ Heute redet Jesus über andere Aspekte dieser gegenseitigen Beziehung, die er sich wünscht und die für uns lebenswichtig sind.
Ein wahrer Christ ist mit Jesus verbunden, wie Rebenzweige mit dem Weinstock. Solange die Rebenzweige mit dem Weinstock verbunden sind, bekommen sie Lebenssaft, können sie wachsen und Früchte, Weintrauben, bringen. Werden sie vom Weinstock getrennt, verdorren sie, können keine Trauben mehr bringen. Sie sterben ab und dienen zu nichts mehr, nur zum Verbrennen. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Ein wunderschönes, tiefes Bild für uns, Christen, und unsere Beziehung zu Jesus.
Wir können nur Christen sein, solange wir mit Jesus Christus verbunden sind und bleiben. Geht diese Verbundenheit verloren, dann hören wir auf, Christen zu sein. Unser Christsein wird leer und stirbt.
Ganz wichtig in unserer Beziehung zu Jesus ist das „Bleiben“. Es ist ja keine Beziehung auf Zeit, keine „Gelegenheitsbeziehung“. Die Rebe muss am Weinstock bleiben; Christen bleiben in Jesus, er bleibt in ihnen. Die Worte von Jesus bleiben in den Christen, wenn sie mit ihm verbunden bleiben. Es geht um Treue - nicht auf Zeit, sondern für das ganze Leben.
Es geht um eine persönliche, intensive Beziehung zu Jesus, die immer wieder genährt, gestärkt werden und wachsen muss. Tief mit Jesus verbunden, in ihm verwurzelt sein, indem ich immer wieder auf ihn, auf seine Worte, seine Botschaft höre, mich für sie öffne und die Begegnung, den Kontakt mit ihm suche in seinem Mahl. Deswegen feiern wir wöchentlich das Mahl mit Jesus und bleiben so mit ihm verbunden. So pflegen wir unsere Beziehung zu ihm. Wir können darauf nicht leichtfertig verzichten, ohne diese Beziehung in Gefahr zu bringen, sie zu schwächen und sie schlussendlich sterben zu lassen.
Aber diese Beziehung zu Jesus ist nicht nur für uns selbst da. Sie verändert dich. Du wirst ein anderer Mensch, du wirkst anders auf deine Umgebung, auf deine Mitmenschen. Du bewirkst etwas Gutes, du bringst Frucht. Der Apostel Paulus nennt diese Früchte: "Liebe, Freude, Friede, Freundlichkeit, Güte, Treue und Selbstbeherrschung" (Gal 5, 22) Diese Früchte sind Taten. Es geht um eine Lebensweise, eine Praxis, nicht um eine Lehre oder eine Theorie.
Nur der kann Christ sein, der aus seiner Beziehung zu Jesus heraus zu handeln versucht. Wie sich das dann praktisch auswirkt, das ist sehr verschieden: anders z.B. bei einer nicht berufstätigen Mutter als bei einem Politiker. Bei der Mutter mag diese „Frucht“ hauptsächlich in der unscheinbaren Arbeit für Mann und Kinder bestehen. Beim Politiker dagegen wird sie auf die Arbeit an einer gerechteren Gesellschaftsordnung hinauslaufen. Entscheidend ist nur, dass jeder seine Frucht trägt. Bleibe in Beziehung zu Jesus Christus und dann tu‘, was dieser Beziehung entspricht!
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Leben wir aber in intensiver Verbundenheit mit ihm, bekommen wir Lebenskraft, werden wir fähig, Gottes Reich in dieser Welt mitzugestalten, Frucht zu bringen. Das erwartet Jesus von uns.